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An einem Sommertag im Jahr 2018 entdeckte ich einen kleinen Artikel in der Lokalzeitung, als ich in meinem Büro am Schreibtisch Mittagspause machte. Das Österreichische Weltraum Forum suchte nach neuen Analog Astronauten für die Klasse von 2019. Das klang nach einer großartigen Gelegenheit, also schaute ich mir sofort die Website an. Während der darauffolgenden Tage bereitete ich fieberhaft meine Bewerbung vor und reichte sie ein.
Dass ich eines Tages eine Analog Astronautin sein könnte, wäre mir noch vor zwei Jahren niemals in den Sinn gekommen. Mein Berufsweg war bisher sehr kurvenreich mit einer einzigen Konstante, der Freude am Lernen.
Als Kind waren Bücher meine besten Freunde. Ich teilte die Faszination meiner Mutter für Astronomie und Natur und die Faszination meines Vaters für Züge, Flugzeuge und die Raumfahrt. Wir sprachen und diskutierten über viele verschiedene Themen und ich bin meinen Eltern sehr dankbar dafür, dass sie immer an mich glaubten und mir die Sicherheit gaben, dass ich alles werden kann, was ich sein möchte.
Im Gegensatz zu denjenigen, die schon von klein auf wissen, dass sie Feuerwehrfrau, Ärztin oder Astronautin werden möchten, hatte ich nie einen Traumberuf. Wie Albert Einstein es ausdrückte: „Ich habe keine besonderen Talente. Ich bin nur leidenschaftlich neugierig.“
Nach der Schule wollte ich die Welt entdecken, also überquerte ich den Atlantik, um als Au Pair für ein Jahr in Virginia zu arbeiten. Danach beschloss ich, ein Fach zu studieren, das mich schon immer fasziniert hatte: Biologie. Also ging ich an die Freie Universität in Berlin und belegte jeden Kurs, den ich konnte, von Anatomie über Paläontologie bis hin zu Genetik. Das Studium schloss ich mit einem Diplom mit dem Hauptfach Mikrobiologie ab. Die DNA von E.coli-Zellen eigenhändig zu verändern war eine unglaubliche Erfahrung. Das gilt auch dafür, mich zu verlieben und drei Kinder zu bekommen. Währenddessen schloss ich ein zweites Diplom-Studium als Ingenieurin für Umwelttechnik und Recycling ab, unterrichtete, arbeitete in einem Umweltlabor und leitete bis vor kurzem das Sachgebiet Hygiene/Infektionsschutz und Umweltmedizin in einem kommunalen Gesundheitsamt.
Derzeit bin ich Doktorandin an der Universität Bielefeld in Deutschland. Ich untersuche, wie Gesundheitsorganisationen ihre Arbeit optimieren können. Ziel ist, dass die Menschen, denen sie dienen, Informationen zu umweltbezogenen Gesundheitsthemen besser finden, verstehen und nutzen können, um fundierte Entscheidungen zu treffen und ein gesundes Leben zu führen. Mit jeder neuen Sache die ich beginne oder lerne, versuche ich, auf den Dingen aufzubauen, die ich bereits erlebt habe. Ich sehe überall Zusammenhänge und Möglichkeiten und versuche, das in meine Arbeit und mein Leben zu integrieren.
An einem späten Herbstabend im letzten Oktober arbeite ich an meiner Forschung, als eine E-Mail in meinem Posteingang erschien. Es handelte sich um eine Einladung nach Innsbruck in Österreich zu einem intensiven Auswahlwochenende, zusammen mit 30 anderen Kandidaten. Mehr als 100 Personen aus ganz Europa hatten sich beworben. Meine Bewerbung war erfolgreich gewesen und ich war überglücklich. Ich hatte das Gefühl, dass sich für mich eine ganz neue Welt öffnet.
Als ich das erste Mal die anderen Kandidaten traf, eine beeindruckende Gruppe talentierter Fachleute, erlebte ich einen starken Anflug von Hochstaplersyndrom. Es dauerte jedoch nicht lange, bis wir zu einem starken Team mit einem gemeinsamen Ziel zusammenwuchsen. Der strenge Auswahlprozess reduzierte unsere Gruppe auf 16 und schließlich auf acht Kandidaten. Wir wurden unter anderem auf körperliche Fitness und medizinische Eignung, auf Ausdauer, Motorik, Teamfähigkeit, Kreativität und Geduld getestet. Ich fühlte mich in meinem Element, wie ein Fisch im Wasser, und realisierte, dass die größten Hindernisse oft die sind, die wir selbst in unseren Köpfen konstruieren. Diese scheinen durch das Fehlen von Vorbildern bestätigt zu werden. Als ich schließlich als einzige weibliche Analog Astronautin der Klasse von 2019 ausgewählt wurde, war ich hocherfreut und stolz. Ich fühlte mich aber gleichzeitig auch verpflichtet, ein gutes Vorbild zu sein. Obwohl das Geschlecht bei der Auswahl keine Rolle spielte, wiegt der Raumanzugsimulator, in dem Analog Astronauten trainieren, satte 50 kg, was leider zu einer Verzerrung der Auswahl führt.
Neben dem Testen von Raumanzugsimulatoren und der Durchführung von Feldmissionen sind wir jetzt das öffentliche Gesicht des Österreichischen Weltraum Forums sowie MINT-Botschafter in den Medien und bei Bildungsveranstaltungen. Das trägt wesentlich dazu bei, junge Menschen für Naturwissenschaften, Technik und Ingenieurwesen zu begeistern und sie darüber zu informieren.
Hochwertige Bildung für alle ist eines der 17 Ziele der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung. Diese Ziele bedingen sich gegenseitig und umfassen unter anderem gesundes Leben und Wohlergehen für alle, nachhaltige Städte und Siedlungen, sauberes Wasser und Sanitärversorgung für alle, nachhaltige Konsum- und Produktionsweisen, Gleichstellung der Geschlechter und nachhaltige und moderne Energie für alle. Wenn wir uns darauf vorbereiten, zu anderen Himmelskörpern zu reisen, müssen wir sicherstellen, dass wir aus den Fehlern der Vergangenheit lernen, vom Bau nachhaltiger Siedlungen bis zum verantwortlichen Umgang mit lokalen Ressourcen und allem, was dazwischenliegt. Heutzutage, als Analog Astronautin und Public Health Expertin, liegen diese 17 Ziele allem zugrunde, was ich tue.
Als ich diese Bewerbung abschickte, glaubte ich nicht, dass ich eine Chance hatte, aber ich wusste, dass ich mir selbst nie vergeben hätte, wenn ich es nicht versucht hätte. Ausgewählt zu werden war mir eine Lehre, selbstbewusster zu sein. Ich möchte mich selbst und andere ermutigen neue Erfahrungen zu wagen, nicht nur um zu wachsen, sondern auch um etwas zurückzugeben.
Aus dem Englischen übersetzt von Anika Mehlis.
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Jamy-Lee Bam, Data Scientist, Cape Town
Paarmita Pandey, Physics Masters student, India
Nesibe Feyza Dogan, Highschool student, Netherlands
Una, writer and educator
Radu Toma, Romania
Financier and CEO, USA
Yara, Lebanon
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